Lehrfahrt nach Südtirol 28.05. – 01.06.2025

1. Tag

Unsere Lehrfahrt war durch Mund zu Mund Propaganda schon lange, lange ausgebucht, die Vorfreude groß – und dann ging es endlich los in Richtung Südtirol, nach St. Martin im Passeiertal.

Früh am Morgen startete unser Busfahrer Christoph seinen großen Bus und sammelt nach und nach an den verschiedenen Haltestellen alle Mitreisenden ein (auch mich, die Schriftführerin, die diesen Artikel schreibt und an einer falschen Stelle stand !!!).

Wenig später konnte Willy Junger alle 50 gutgelaunten Teilnehmer der Reisegruppe begrüßen.

Alle Reiseteilnehmer verstanden sich von Anfang an gut und waren schnell in verschiedenstes Gespräch vertieft. So merkten wir es fast nicht, als der Bus zur Raststätte auf der A 7 kurz vor Memmingen hielt.

Birgit, die Frau unseres Busfahrers, hatte morgens um 4.00 Uhr schon Kaffee für uns zubereitet und dann später Brezeln gekauft. Dieses Frühstück war allen richtig jetzt richtig willkommen und wir dankten ihr herzlich.

Und schon ging es in angenehmer Fahrt weiter und bald auch schon über den Reschenpass. Die Landschaft war beeindruckend – grüne Täler, schneebedeckte Gipfel und der berühmte versunkene Kirchturm im Reschensee.  Dort legten wir eine kleine Pause ein, um die Aussicht zu genießen und frische Bergluft zu schnappen. Jetzt waren wir alle in richtiger Urlaubslaune!

Und wieder zurück im Bus zeigte die eine oder der andere aus dem Fenster. „Hast du gesehen, dort war ich auch schon!“ oder „Schau mal, wie schön!“ So wurden Erinnerung wachgerufen und neue Eindrücke gesammelt.

Weiter ging es in Richtung Meran, wo uns leider ein Stau etwas ausbremste. Statt eines längeren Aufenthalts mit unserem einheimischen Stadtführer Heinrich Hofer (der fast 2 Stunden geduldig auf uns in Meran wartete), blieb es bei einer kurzen Stadtrundfahrt, die dennoch einen ersten Eindruck von der Schönheit der Stadt vermittelte. Heinrich Hofer machte uns auf seine charmante und kenntnisreiche Art auch schon auf die geschichtlichen und politischen Hintergründe der Stadt aufmerksam, und wir freuten uns jetzt schon auf den nächsten Tag mit ihm.

Am späten Nachmittag erreichten wir unser Hotel, den Martinerhof, wo wir sehr herzlich empfangen wurden. Nach der Verteilung der Zimmer blieb etwas Zeit zum Ankommen und Frischmachen, bevor uns am Abend ein köstliches Vier-Gänge-Menü erwartete. Ein gelungener Abschluss für einen ersten Reisetag voller Eindrücke und Vorfreude auf das, was noch kommt.

2. Tag

Nach einer erholsamen Nacht starteten wir mit einem hervorragenden Frühstück in den Tag. Frisches Brot, regionale Spezialitäten, duftender Kaffee – der perfekte Auftakt für unsere große Dolomitenrundfahrt.

In bester Laune erwartete Heinrich Hofer am Bus, der uns wiederum mit seiner lebendigen Erzählweise die Vergangenheit bildhaft erscheinen lies und auch aktuelle politische Situationen kommentierte. Wir fuhren zunächst nach Brixen und dann führte uns unser Weg ostwärts, hinauf zur legendären Großen Dolomitenstraße. Diese erste große Ferienstraße zur Erschließung der Alpen, die im September 1909 eröffnet wurde, zieht sich wie ein Band aus Asphalt durch die Bergwelt.

Schon nach kurzer Fahrt öffnete sich der Blick: Vor uns ragten die weißen Zinnen der Sellagruppe in den Himmel. Wir waren begeistert.

Unsere Reise führte weiter bis zum Karersee im Lattemarwald. Dort konnten wir uns während unserer ersten Rast des Tages davon überzeugen, wie tiefgrün das Wasser des Sees ist. Im See spiegeln sich der Rosengarten und der Lattemar. Der Karersee ist ein Naturdenkmal und wird durch unterirdische Quellen gespeist.

 Die Fahrt ging weiter durch das ladinisch geprägte Fassatal im Trentino – vorbei an Pozza di Fassa und Campitello, bis wir schließlich Canazei erreichten und von dort hinauf zum Pordoijoch (2.239m) hinauffuhren, vom Fassatal aus fast 1000 Höhenmeter. Mit großer Könnerschaft und der ihm eigenen Ruhe chauffierte uns Christoph, die engen Kurven und Serpentinen hinauf. Oben angekommen, eröffnete sich ein herrlicher Blick auf die Marmolata (mit 3343 m der größte Gletscher und der höchste Berg der Dolomiten), majestätisch und schneebedeckt selbst im Sommer.

Jetzt war es Zeit für die Mittagsrast. Eine kleine Gruppe wollte noch höher hinauf und fuhr  mit der Gondel weitere 600 Höhenmeter hinauf zum Sass Pordoi.

Die meisten jedoch ließen es sich im italienischen Ambiente im Rifugio Maria gutgehen und bestellten eine ortstypische Mahlzeit.

Nach einer wohlverdienten Mittagsrast auf dem Pordoijoch traten wir die Rückfahrt nach Canazei an. Doch der Tag war noch nicht zu Ende: Weiter ging es über das Sellajoch, auf dem Lothar spontan zur Trompete griff und uns mit einem musikalischen Alpengruß überraschte. Die Klänge hallten zwischen den Felswänden der Sella- und Langkofelgruppe wider, während wir den einmaligen Ausblick still  genossen.

Der Weg ins Grödnertal führte uns vorbei an der Seiser Alm – der größten Hochalm Europas. Hoch über den bekannten Tourismusorten Wolkenstein, Kastelruth und Sankt Ulrich erstreckt sich hier eine Landschaft aus sanften Wiesen und schroffen Gipfeln.

Das Grödnertal, oder Val Gardena, ist deutschsprachig geprägt und könnte ebenso gut „Louis-Trenker-Tal“ heißen – zu Ehren des berühmten Bergfilmers und Abenteurers, der hier seine Wurzeln hatte, da so viele Hinweise an ihn erinnern.

Dieser, für uns alle unvergessliche Tag, klang für die eine Gruppe mit einer Brauereiführung für die eine Gruppe mit einer Weinprobe für die andere Gruppe aus.(Davon an anderer Stelle noch mehr).

Die unvergesslichen Eindrücke des Tages hallen noch heute in uns nach.

3. Tag

Heute ging es zuerst nach Lana, dem größten Apfelanbaugebiet Südtirols!

Die Besichtigung des Bio-Obstanbaubetriebes von Stefan Gögele stand auf dem Programm.

Und wer dachte – was viele von uns taten – , dass es für den Bioanbau reicht, Äpfelbäume zu kaufen, zu setzen und biologisch zu pflegen, der wurde durch Herrn Gögele schnell eines Besseren belehrt. Und wer von uns hätte vorab schon sagen können, warum vor jeder langen Obstbaumreihe ein Rosenstrauch gepflanzt wird. Gut, dass eine von uns nachgefragt hat: „Weil es schön aussieht,“ sagte der Obstbauer lachend „und weil die Rosen ein Ungezieferfrühwarnsystem sind. Sitzt die Laus an der Rose, habe ich noch eine gute Woche Zeit meine Bäume vor dem Befall zu schützen.“

Mit großer Offenheit gab er uns Einblicke in die komplexe Welt des ökologischen Obstbaus. Wir erfuhren, wie viel Fachwissen, Absprachen, Weitblick, Risikobereitschaft und vor allem auch körperlicher Einsatz nötig sind, um den Anbau wirtschaftlich und nachhaltig zu betreiben. Gögele sprach nicht nur über Bäume, sondern über ein ganzes Ökosystem – und seine Begeisterung war in jedem Satz spürbar.

Die Stunden auf seinem Gelände waren informativ und sehr unterhaltsam. Als ausgebildeter Obstsommelier überraschte er uns zum Abschluss mit einer feinen Verkostung: eine kreative Kombination aus Apfel und Südtiroler Speck, die süß-salzige Aromen auf köstliche Weise vereinte.

Auch zwei neue Apfelsorten stellte er vor:

Cosmic – Crip ein Apfel mit fester Schale und guter Lagerfähigkeit, über den Gögele trocken bemerkte: „So muss ein moderner Apfel schmecken.“

Giga – groß, saftig und bei vielen von uns sofort beliebt.

Nach dem eindrucksvollen Vormittag auf dem Bio-Obsthof führte uns unsere Reise weiter zum idyllischen Kalterer See – einem der wärmsten Badeseen der Alpen. Dort legten wir eine gemütliche Mittagspause ein. Bei strahlendem Sonnenschein und mit Blick auf das glitzernde Wasser, genossen wir die entspannte Atmosphäre bei Eis und anderen Erfrischungen.

Am Nachmittag ging es weiter nach Tramin an der Weinstraße, wo uns ein weiteres Highlight erwartete: eine Brennereiführung bei der Traditionsfirma Psenner. Vor riesigen  Kupferkesseln und edlen Holzfässern tauchten wir ein in die Welt der Destillate. Mit viel Leidenschaft und ebenso engagiert berichtete der Firmenchef über die Familiengeschichte der Brennerei, die Wirkung des Alkohols im menschlichen Körper und die Herstellung der Produkte aus alten Sorten. Wir konnten nachvollziehen, wie aus handverlesenem Obst hochwertige Obstbrände und Grappas entstehen können und aber auch, warum die gefüllten Fässer in verriegelten Gängen lagern.

Natürlich durfte auch eine Verkostung nicht fehlen: von fruchtig-mild bis kräftig-würzig – für jeden Gaumen war etwas dabei. So war dieser Tag dem Erleben des Südtiroler Genusses gewidmet.

Nachdem wir wieder unser gemütliches Hotel erreicht hatten, blieb heute noch Zeit durch den schönen Ort St. Martin zu schlendern und im Laden nach weiteren Südtiroler Spezialitäten Ausschau zu halten. Viele von uns zog es auch in die ansprechende Bäckerei, die auch Fladen in jeder Größe anbot.

Bei angeregten Tischgesprächen am Abend mit leckerem Essen und einem Glas Südtiroler Wein oder einem Glas hauseigenem Bier, ließen wir den Tag nochmals Revue passieren und freuten uns auf den Besuch der Gärten von Trauttmansdorff am nächsten Tag.

4. Tag

Nach einem weiteren stärkenden Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Meran, wo uns ein ganz besonderes Naturerlebnis erwartete: die Gärten von Schloss Trauttmansdorff.  Die Anlage war ein Fest für die Sinne: farbenfrohe Blumenmeere, kunstvoll angelegte Themenbereiche wie der Garten für Verliebte, steile bepflanzte Wände und der Aussichtsturm, von dem aus wir einen atemberaubenden Blick bis hin zum Stilfser Joch genießen konnten.

Nach diesem Naturerlebnis blieb uns in Meran noch etwa zwei Stunden zur freien Verfügung. Einige nutzten die Zeit zum Bummeln durch die Altstadt, andere gönnten sich ein Eis in der Sonne oder schlossen sich spontan einer kleinen Stadtführung an, die Alfred spontan anbot. Alfred bereist seit Jahrzehnten Tirol und kennt sich in Meran bestens aus. Besonders in Erinnerung bleibt uns bestimmt die deutsche Kirche in Meran, die nach wie vor ohne elektrisches Licht auskommt.

Zurück im Hotel erwartete uns am Abend ein weiteres Erlebnis: Wir konnten an einer Weinverkostung direkt im Weinberg oder einer Führung durch die hauseigene Brauerei teilnehmen. Beide Gruppen kamen auf ihre Kosten – und auch  bei der Weinprobe wurde nicht nur geschmeckt, sondern auch herzlich gelacht.

Mit einem Augenzwinkern lernten wir während der Weinprobe:

  • Chardonnay ist der „Rotwein unter den Weißweinen“ – und schmeckt handwarm getrunken richtig gut.
  •  Lagrein, ein kräftiger Südtiroler Rotwein, ist so bekömmlich, dass man ihn „auch in größeren Mengen trinken kann – und den nächsten Tag trotzdem noch lebenswert findet“.
  • Und der beste Wein? „Der, der sich gut verkauft.“

Die Besucher  der Brauereiführung lobten das im Haus gebraute Feierabendbier besonders.

Gerne wurde es dann auch beim anschließendem Abendessen getrunken.

Rückblick auf eine gelungene Ausfahrt

Noch einmal konnten wir das reichhaltige Frühstück in aller Ruhe genießen. Danach wurden die letzten Kleinigkeiten in den Koffer gepackt, und das Gepäck zum Bus gebracht.

Leider war es dann auch schon Zeit, die Heimreise anzutreten. Wie schade – wir wären alle gerne noch länger geblieben. Pünktlich und sogar etwas früher als geplant fuhren wir los, in der Hoffnung, dem sonntäglichen Rückreiseverkehr ein gutes Stück voraus zu sein.

Und tatsächlich: Wir kamen ohne Stau gut voran. Wie schon auf der Hinfahrt legten wir unsere erste Pause am Reschensee ein. Doch diesmal staunten wir nicht schlecht – es wimmelte nur so von Touristen! Also ging es zügig weiter über Nauders, Serfaus und Landeck in Richtung Arlberg-Tunnel. Nach einer entspannten Mittagsrast setzten wir unsere Fahrt fort – mit Zielrichtung Oberschwaben und schließlich Bad Urach-Hengen.

Kulinarischer Ausklang in Hengen. Dort angekommen erwartete uns ein leckeres Salatbuffet mit hervorragendem Kartoffelsalat sowie eine ansprechende Speisekarte. Mit der uns nun schon bekannten Zielstrebigkeit und Effizienz nahm die Wirtin die Speisen auf, die auch bei unserer sehr großen Gruppe schnell serviert wurden. Hier konnten wir unsere Lehrfahrt gemütlich ausklingen lassen.

Dank und Abschied

Bevor wir zur letzten Etappe nach Gomaringen aufbrachen, bedankte sich Günter im Namen aller ganz herzlich bei Willy Junger für diese informative, gesellige und rundum gelungene Ausfahrt. Als kleines Dankeschön überreichte er ihm liebevoll verpackte Spezialitäten aus dem Hause Mock – perfekt für ein genussvolles Vesperbrot. „Mit einem Wurstbrot am Rechner lässt sich die nächste Ausfahrt gut planen!“, meinte Günter augenzwinkernd.

Kurz vor der Ankunft in Gomaringen griff Willy Junger noch einmal zum Mikrofon: „Ich möchte euch danken – ihr wart immer pünktlich, diszipliniert und rücksichtsvoll. Es gab keine Probleme in der Gruppe. Jeder war an jedem Tisch willkommen. Wir hatten viele gute Gespräche, und es sind neue Freundschaften entstanden oder gewachsen. Ich bin so froh, dass alles geklappt hat – manches Gebet habe ich in den Himmel geschickt. Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist – und das war zweifellos eine der schönsten Ausfahrten.“

Ein besonderes Lob sprach er auch Christoph, unserem Busfahrer, aus, der uns sicher über Berg und Tal chauffierte – und seiner Frau Birgitt, die uns stets mit Kaffee und gekühlten Getränken versorgte.

Ein Applaus, der von Herzen kam

Ein riesiger Applaus – ehrlich und herzlich – war unser Dank an Willy, unserem Reiseleiter, sowie an Christoph und Birgitt. Ein wenig Wehmut schwang mit, denn Willy kündigte an, dass dies seine letzte OGV-Reiseleitung gewesen sei.

Doch wir nehmen viele unvergessliche Eindrücke und Bilder mit – und vor allem das Gefühl, eine wunderbare Zeit miteinander verbracht zu haben. Danke für diese schöne Reise, die wir nicht missen möchten.